Inmitten der Schnelllebigkeit der Stadt und der Anpassung an eine neue Sprache, eine neue Kultur und ein neues Leben, das in Süddeutschland Gestalt annahm, wurden die Nachmittage auf dem Balkon meiner Wohnung zu meinen Momenten der Ruhe. Es war sehr wichtig für mich, mich morgens mit meinem Körper zu verbinden und nachmittags wieder mit ihm in Kontakt zu kommen. So begann ich zu häkeln zwischen Kaffee und Wein, ohne Muster und ohne festes Ziel, umgeben von liebevollen Händen: meinem Partner, unseren Müttern und meiner besten Freundin.

Um dieses Ritual aufrechtzuerhalten, wollte ich ethische Wege finden, die im Einklang mit meinen manchmal widersprüchlichen, manchmal unvollkommenen Überzeugungen stehen. Diesmal fand ich einen Weg, der Sinn machte: Ich ging zurück zu dem Stoffladen in meiner Heimatstadt, in dem eine Frau arbeitet, solange ich mich erinnern kann, in dem meine Mutter Stoffe kaufte, als sie jung war, und in den wir jetzt gehen, um ein Stoffgeschäft zu unterstützen, das aus dem Wunsch heraus entstand, Stoffreste aus nahe gelegenen Textilfabriken wiederzuverwenden.

Dort, in meiner Heimatstadt an der Costa Brava, sammeln wir die Stoffe ein, um ihnen ein drittes Leben zu geben - die Frau im Laden hat ihnen bereits ein zweites geschenkt. Und so entstand der Name „Fils de Mar“: Fils (Fäden) de Mar (vom Meer) - denn die Fäden kommen aus einem Dorf am Meer. Und es bedeutet noch mehr, denn obwohl ich nach Deutschland ausgewandert bin, bin ich durch sichtbare und unsichtbare Fäden immer noch mit meinen Wurzeln verbunden. Sie geben mir Kraft, wecken meine Kreativität und verbinden mich mit vielen anderen Menschen und Welten.

Als ich im Sommer 2021 zu häkeln begann, war mir nicht bewusst, dass ich damit auch ein Leben und ein Netz knüpfte, das Blanes und Heidelberg verbindet — Fäden, die sich verweben und wieder lösen. Deshalb ist dieses Projekt viel mehr als nur eine Marke. Hinter jeder Tasche, ob gehäkelt oder genäht, hinter jedem Accessoire stehen Geschichten, Orte, Bemühungen und Stimmungen. Letztendlich ist es die Magie dessen, was man mit den eigenen Händen, mit Ruhe, Leidenschaft und Aufmerksamkeit erschaffen kann. Willkommen, also bei „fils de mar", Fäden, die in Blanes beginnen und sich bis zum blumigsten Balkon in Heidelberg erstrecken.